Große Zeichenschule in Veitshöchheim

Zeichenschule 1

"Zeichnen, das heißt in allen Sprachen schreiben, für alle Augen schreiben. Zeichnen ist zugleich malen und modellieren."
Antoine Etex, (1808 - 1888), französischer Bildhauer, Maler, Architekt und Schriftsteller

Der Kurs

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Gartenperspektive, Haus mit Terrasse und Teich

Eine Idee vom ebenen Grundriss in eine dreidimensionale Gartenlandschaft zu verwandeln, war das Ziel des dreitägigen Zeichenkurses an der Fach- und Technikerschule für Agrarwirtschaft in Veitshöchheim. Auch ein Laie mit dem Zeichenstift sollte nach dem Wochenende eine aussagekräftige, perspektivische Zeichnung anfertigen können.
Der Dozent Daniel Nies vom Zeichenwerk aus Augsburg verstand es, mit ausgezeichnetem Medieneinsatz den Landschaftsgärtnern ein wertvolles Verkaufsinstrument in die Hand zu geben.

Mit Visualisieren verkaufen

„Zeichnen ist zu 90 % Handwerk und 10 % Talent“, behauptet Daniel Nies, Gründer der Firma Zeichenwerk in Augsburg. Nach der dreitägigen Veranstaltung an der Fach- und Technikerschule in Veitshöchheim können die Teilnehmer diese Aussage bestätigen: 40 Studierende, Ehemalige und Mitarbeiter der Landesanstalt mit geringen Vorkenntnissen in perspektivischer und graphischer Darstellung von Gärten, konnten am Ende des Zeichenkurses unzählige dreidimensionale Gartenentwürfe präsentieren.
Will der Landschaftsgärtner oder Landschaftsarchitekt einen Entwurf für einen neuen Garten oder eine Umgestaltung dem Kunden vermitteln, so eignet sich dafür in hervorragender Weise ein Bild vom zukünftigen Garten. Diese Visualisierung soll erreichen, dass sich der Kunde bereits in seiner grünen Oase sieht.
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Zeichenübungen

Worte oder ein einfacher Grundriss schaffen es meist nicht, dass sich der Auftraggeber emotional mit der Planung identifiziert. Das Lesen von Plänen erfordert einige Erfahrung, um daraus eine räumliche Situation vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Eine beigefügte perspektivische Zeichnung hilft, die Idee zu verstehen und zu verkaufen.
Dabei bleibt es nicht nur bei der räumliche Situation, auch die zeitliche Entwicklung eines Gartens kann gezeigt werden. Pflanzen sind lebendig, verändern sich im Jahresverlauf und wachsen bekanntlich im Laufe der Zeit. Nach einem Blick auf die gezeichneten Szenarien haben sich schon viele Baufrauen und –herren zum Pflanzen größerer Gehölze entschlossen.

Von den Grundformen zur Perspektive

Daniel Nies verfolgt konsequent den Weg vom Einfachen zum Schweren. Die Seminarunterlagen sind sorgfältig aufbereitet und bestehen aus mehreren Heften, welche Übungen, Erklärungen und graphische Beispiele enthalten. Er selbst zeichnet diese Übungen zunächst an seinem Arbeitsplatz vor. Anschließend sind die Teilnehmer zum Nachmachen und Üben aufgefordert.
Damit auch alle die Demonstration verfolgen können, benutzt Daniel Nies Videokamera und Beamer, um Details in Großformat an die Leinwand projizieren zu können. So kann man jeden Strich des Landscape Designers (Colorado State University, USA) mitverfolgen und sich die Techniken abschauen. Der Kurs startete am Freitagvormittag mit einem Entwurf zu einem Hausgarten. Jeder Teilnehmer musste auf einem vorgegebenen Grundriss seine Idee verwirklichen. Eine erste Perspektive sollte gezeichnet werden.
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Daniel Nies umgeben von Videotechnik und Kursteilnehmern

Beim anschließenden Aufhängen der Zeichnungen wurde der Kenntnisstand der Teilnehmer zu Kursbeginn dokumentiert. Hier konnte man sich schon erste Anregungen von seinen Mitstreitern holen. Es zeigte sich: Die räumliche Darstellung steckte noch in den Kinderschuhen.
Nun wurden erste grundlegende Übungen durchgeführt. Aus einfachen Linien, die in Blickrichtung bzw. 90 Grad zur Blickrichtung im Grundriss liegen, sollten Mauerscheiben mit unterschiedlichen Höhen konstruiert werden. Dies gelang problemlos mit einem Perspektivraster als Grundlage, über das Transparentpapier gelegt wurde. Die „Einpunktperspektive“, also auf einen Fluchtpunkt in Augenhöhe (1,50 m) zu, war das Hauptthema des Kurses. Bis zum Abend wurden aus den Linien Quadrate und damit Würfel. An den zwei folgenden Tagen kamen Zylinder, Dächer und Treppen zum Repertoire hinzu.

Badesalz und Helge Schneider

Das Programm von Daniel Nies lies keine Langeweile aufkommen. Auf konzentrierte Konstruktionszeichnungen folgten Lockerungsübungen. Haben Sie schon einmal eine Vorlage mit Transparentpapier durchgepaust? Das Ganze in 10 Minuten, dann in 2 Minuten, anschließend mit zwei Händen gleichzeitig oder nur mit der linken Hand und dann auch noch blind? Spielerisch wurde der Umgang mit den Zeicheninstrumenten gelernt.
Es wurden Tipps zum Umgang mit weichen und harten Beistiften sowie Buntstiften gegeben. Die Besonderheiten von Finelinern und Filzstiften, insbesondere der Copic-Faserstifte, erarbeiteten die Studierenden in kleinen Übungen. Leise Hintergrundmusik, von Filmmusik über Helge Schneider, Badesalz bis zu Rockklassikern, untermalte die Zeichensequenzen. Daniel Nies schaffte es mit viel Witz und kleinen Einlagen, die Teilnehmer nie mit Erklärungen zu ermüden.

Darf's noch etwas mehr sein?

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Perspektiven erfordern ein konzentriertes Arbeiten

Der Mix aus Durchzeichnen, eigenständigem Entwerfen, detailliertem Konstruieren und Experimentieren entfachte bei den Teilnehmern eine Begeisterung, so dass bis in die späten Abendstunden gezeichnet wurde. War das „Pflichtprogramm“ aus den Zeichenunterlagen bis ca. 19 Uhr abgeschlossen, widmete sich der Kursleiter der individuellen Betreuung. Von den Vorlagen ausgehend, konnte jeder seinen eigenen Stil entwickeln. Hilfestellung gab es zum Kolorieren und zur besseren Lesbarkeit des Gezeichneten. Ein Schattenwurf kann zum Beispiel durch eine Doppellinie oder variierte Strichstärke angedeutet werden. Hierbei leistet ein Rolllineal sehr gute Dienste. Bei Pflanzen beschränkt man sich auf den Habitus und unterscheidet zwischen Nadel- und Laubgehölz sowie Sträuchern, Stauden und Bodendeckerpflanzungen.
Im Grunde könnten durch Blattstruktur und Blüte auch einzelne Arten und Sorten erkennbar werden. Dies kann aber auch vom Gesamtkonzept der Planung ablenken. Auch für die Gartenperspektive gilt: Weniger ist mehr. Ein „mehr“ an Fortbildung wünschten sich allerdings die Teilnehmer nach dem Kurs. Viele entdeckten die Freude am Zeichnen neu und erkannten, dass sie das perspektivische Zeichnen in ihrer täglichen Berufspraxis gut gebrauchen können.
Das Zeichenwerk (www.zeichenwerk.de) bietet eine Reihe von Fortsetzungskursen für Landschaftsgärtner und -architekten an. Diese reichen von grundlegenden Darstellungstechniken über freihändigen Entwurfskizzen bis hin zur computergestützten Visualisierung mit Photoshop. Bei der abschließenden Kür, in der die Teilnehmer den zu Beginn entworfenen Gartenplan perspektivisch umgesetzt hatten, stellte sich allgemeine Zufriedenheit mit den Ergebnissen ein. Nach über 35 Stunden intensiven Zeichnens konnte jeder mit einer gut gefüllten Skizzenmappe und vielen Anregungen nach Hause gehen.